Belfort
Beschreibung:
Sind wir nicht alle mal gerne Oberbaumeister? Eigentlich sollte es nur einen Verantwortlichen geben für die Errichtung der neuen Stadt. Doch stattdessen sind
wir versehentlich alle zu dieser Position ernannt worden. Das offizielle Amt für Entschuldigungen lobt deshalb einen Wettstreit aus.
Mit einer kleinen Mannschaft aus einigen Elben und Zwergen gehen wir an den Start. Wir senden sie aus, damit sie uns die benötigten Baustoffe beschaffen, um die
Gebäude und Gilden der Stadt zu errichten. Sie besorgen uns Gold, werben weitere Arbeitskollegen an oder nutzen die Funktionen unserer Bauten oder die der städtischen Gilden.
Am Ende einer Jahreszeit wird die Gebäudemehrheit in den einzelnen Stadtvierteln sowie die Mannschaftsstärke gewertet.
Ablauf:
Reihum setzen die Spieler einzeln ihre Arbeiter in die verschiedenen Orte der Stadt und weisen ihnen damit ihre Aufgaben zu.
• Anwerber-Pult für einen neuen Arbeiter
• Königslager zur Auswahl der Zugreihenfolge
• Gilden der Stadt ermöglichen höhere Rohstoffeinnahmen oder besondere Spezialfunktionen. Es gibt eine Vielzahl an Gilden, aus denen zu Spielbeginn pro Stadtbezirk
jeweils eine ausgewählt wird.
• Eigene Gebäudekarten. Sie bieten ihrem Eigentümer Einkommen und Funktionen (neue Arbeiter, Gnome für Spezialaufgaben, usw.).
Für viele Orte muss man Gold bezahlen, um sie besetzen zu können. Will oder kann man keine weiteren Arbeiter auf die Aktionsfelder setzen, verteilt man sein
restliches Team auf die verschiedenen Ressourcenfelder.
Nachdem alle Spieler ihre Arbeiter platziert haben, bekommen sie die entsprechenden Einnahmen. Je Ressourcenfeld erhält der Spieler mit den meisten Arbeitern einen
Extra-Baustoffbonus.
Anschließend erhalten alle Spieler die Goldeinnahmen ihrer Gebäudeauslage. Dann müssen sie Einkommenssteuer zahlen. Die Höhe richtet sich nach der eigenen
Steuerklasse. Je mehr Siegpunkte ein Spieler hat, desto höher seine Abgaben an den König.
Danach werden reihum die Aktionen ausgeführt:
• Eingesetzte Arbeiter auf Gilden und Gebäuden aktivieren
• Gebäude bauen: Die Baustoffe abgeben und die entsprechende Gebäude-Karte aus der Hand in die eigene Auslage legen. Außerdem eine Hausfigur in das entsprechende
Gebäude Feld auf den Spielplan setzen.
• Gnom für Gold einstellen: Sie aktivieren bestimmte Funktionen der eigenen Gebäudekarten.
• Gebäudekarte aus der offenen Auslage kaufen.
Am Ende einer Jahreszeit folgt eine Wertung: Stadtviertelweise erhalten die Spieler Siegpunkte für die Mehrheit an Gebäudefiguren. Außerdem für die Mehrheiten an
der Mannschaftsstärke je Arbeitertyp.
Nach der dritten Wertung endet das Spiel.
Fazit:
Belfort vereinigt geschickt die Elemente eines klassischen Gebiets-Mehrheitenspiels mit denen eines Workerplacement-Spiels: Mit dem Setzen meiner Arbeiter wähle ich
die Aktionen aus, die ich später ausführen möchte. Nach und nach baut man seine Mannschaft aus, um die Gesamtanzahl seiner Aktionen zu steigern. Gut gefällt mir, dass die Einsatzmöglichkeiten
durch die austauschbaren Gilden variabel sind. So kann man vor Spielbeginn ein Stück weit das Spielgefühl beeinflussen: Favorisiert man eine friedlichere Partie, wählt man die Basis- und/oder
Rohstoffgilden. Ansonsten entscheidet man sich für die interaktiven Gilden. Sie bringen etwas mehr Ärger-Potential ins Spiel, weil ich meine Gegner direkt bestehlen oder ihre Gebäudesteine auf
dem Spielplan vertauschen und damit Mehrheiten zu meinen Gunsten beeinflussen kann.
Einwandfrei auch der Mechanismus, dass ich eine Gebäudekarte spielen muss, damit ich einen Stein in ein Stadtviertel setzen kann. Diese Karte lege ich in meine
eigene Auslage, womit ich weitere, individuelle Einsetzorte für meine Arbeiter und weitere Funktionen erhalte. Am Anfang wählt man sich die Karten vor allem nach deren Funktionen aus. Später muss
man allerdings darauf achten, in welchem Viertel man die entsprechende Gebäudeart überhaupt noch errichten kann. Denn was nützt mir am Ende die beste Gebäudefunktion, wenn ich in den Vierteln der
freien Felder keine Mehrheit erringen kann? Durch die Gebäudekarten kommt ein - wenn auch geringerer - Glücksfaktor ins Spiel.
Gewitzt, dass die Ressourcenfelder nicht als Aktionsfelder gelten. Will ein Spieler keine Aktionsfelder mehr nutzen, muss er alle seine restlichen Arbeiter auf die
Rohstofforte verteilen. Da es einen Extra-Mehrheiten-Bonus für jede Rohstoffart gibt, versucht man seine Arbeiter dort möglichst spät zu platzieren. Dann weiß man eher wie man seine Zwerge und
Elben verteilen muss, um viele Boni abgreifen zu können. Alle nachfolgenden Spieler könnten schließlich noch die Verhältnisse verändern. Achtet man aber auf deren verbliebene Arbeiter, kann man
sich trotzdem den einen oder anderen Bonus sichern.
Die Spielerreihenfolge sollte man nicht vernachlässigen. Für die Aktionsfelderauswahl ist es vorteilhaft, möglichst sehr früh zum Zug zu kommen. Bei Rohstoffboni
und vor allem beim Setzen der Häuser auf den Spielplan will man am liebsten als letzter setzen, damit man die Mehrheitenverhältnisse kennt, bevor man seine eigene Aktionen ausführt.
Das Thema ist humorvoll aufbereitet und erinnert mich etwas an Terry Pratchett. Der Plan und vor allem die Tableaus sind witzig gestaltet: Viele kleine, liebevolle
Details wie der Rundenablauf als Kalender, kleine Männchen auf den Rohstofffeldern und am Anwerberpult. Lustige Sprüche wie die Stellensuche arbeitsloser Gnome: "Ein Büro wird erst durch den
Schreibtisch-Gnom komplett! Zertifiziert in Geschäftsführungsbürokratie und Referenzen ... für administratives ConTrolling".
Außerdem unterstützt die Gestaltung der Pläne sehr gut den allgemeinen Runden- und Zugablauf. Obwohl es eine Vielzahl an Phasen und Aktionsmöglichkeiten gibt,
findet man sich dank der Übersichten auf den Spielertableaus ziemlich schnell ein - in den allgmeinen Spielablauf, die Gebäude-Kosten und die Wertung. Auch Einsatzkosten, Einnahmen und Steuern
sind an den entsprechenden Stellen sehr übersichtlich abgebildet.
Neben der Gestaltung kann auch die Ausstattung überzeugen: Viele Spielplanteile, zahlreiche Holzscheiben in unterschiedlichen Formen für Gnome, Zwerge und Elben,
Holzhäuser, passend geformte Rohstoffe, Karten sowie Gildenplättchen … und viiiiele Aufkleber, die man vor der ersten Partie erst einmal auf die Scheiben kleben muss.
Insgesamt ist Belfort ein spannendes Worker-Placement-Gebietsmehrheiten-Spiel, was uns gut gefallen hat.