Broom Service
Beschreibung:
Die Spieler betreiben einen magischen Lieferservice. Dafür sammeln sie Zutaten für verschiedene Zaubertränke. Außerdem Zauberstäbe für die gute Wetterfee, um schlechte Gewitterwolken zu
vertreiben. Mit den Tränken schicken sie ihre Hexen auf die Reise durchs geheimnisvolle Reich, um diese für Siegpunkte auszuliefern. Dabei werden sie von Druiden unterstützt.
Ablauf:
Zu Beginn des Durchgangs wählen alle Spieler gleichzeitig vier Rollenkarten aus, die sie in diesem Durchgang einsetzen wollen. Danach spielt der Startspieler der Runde eine davon aus. Dabei muss
er sich entscheiden, ob er sie ertragreich und riskant (=mutig) oder weniger lukrativ, aber sicher nutzt (=feige).
Entscheidet er sich für die sichere Variante, führt er seine bescheidene Aktion sofort aus. Möchte er die lohnende Aktion nutzen, so meldet er lediglich seinen Anspruch darauf an. Nachfolgende
Spieler, die ebenfalls diese Rollenkarte gewählt haben, können ihm die Aktion streitig machen. Dann geht der ausgestochene Spieler leer aus.
Reihum müssen nachfolgende Spieler die vom Startspieler ausgespielte Rolle bedienen, wenn sie sie auf der Hand haben. Jeder Spieler muss für sich entscheiden, ob er sie mutig oder feige
spielt.
Der letzte mutige Spieler wird Startspieler der nächsten Runde.
• verschiedene Sammler: Man erhält neue Ressourcen
• Hexen für bestimmte Gebiete: Der Spieler bewegt eine seiner Spielfiguren in entsprechende
Nachbargebiete. Mutige Hexen dürfen zusätzlich einen Trank ausliefern.
• Druiden: Einen Trank ausliefen in einem Gebiet, in der eine eigene Spielfigur bereits steht.
• Wetterfee: Ein Wolkenplättchen wegzaubern. Die Blitze der Wolken bringen Siegpunkte.
Der Durchgang endet, nachdem alle Spieler ihre Handkarten gespielt haben.
Das Spiel endet nach sieben Durchgängen. Jeder Spieler erhält noch Siegpunkte für seine Wolken und Ressourcen.
Spielen weniger als fünf Spieler, werden zu Beginn jedes Durchgangs von einer nicht benutzten Farbe Rollenkarten aufgedeckt. Sie sind in diesem Durchgang verwunschen und bringen
Minuspunkte.
Außerdem gibt es weitere Varianten, die beliebig miteinander kombiniert werden können.
• Sturmwolken und Landschaftsplättchen bringen weitere Funktionen ins Spiel.
• Amulette: Die Spieler erhalten zusätzliche Siegpunkte, wenn sie ihre Amulette eingesammelt
haben.
Fazit:
Broom Service ist Kenner-Spiel des Jahres 2015 geworden. Wer deshalb allerdings ein anspruchsvolles Hochstrategiespiel für Vielspieler erwartet, könnte eventuell enttäuscht
werden. BS ist nämlich kein Spiel mit zahlreichen strategischen Optionen. Man hat zwar verschiedene Möglichkeiten, Siegpunkte zu machen, aber eine richtig langfristige Planung ist nur
eingeschränkt möglich.
Stattdessen hängen der Spielverlauf, die Reihenfolge und die Effektivität der Aktionen von denen seiner Mitspieler ab. Wählt man die richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt? Und die anderen
Spieler eben gerade nicht? Der spielentscheidende Mechanismus ist das Einschätzen der lieben Mitspieler. Denn immer wieder steht man vor der Entscheidung, ob man eine Aktion
sicher oder lukrativ spielen soll. Ist man mutig, läuft man Gefahr von nachfolgenden Spielern ausgebootet zu werden. Bei der Wahl der Rollen sollte man außerdem keine feste Reihenfolge einplanen
(nach dem Motto: Ich gehe erst einmal ins Gebirge, um dann ins Waldgebiet ziehen zu können). Durch die "Bedienpflicht" wird einem häufig eine Reihenfolge durch die anderen Spieler
vorgegeben.
Ganz planlos spielt man allerdings auch nicht, weil man oftmals die sinnvollen Möglichkeiten seiner Konkurrenten beurteilen kann (stehen z.B. nachfolgende Spieler mit ihren Figuren neben keiner
Wolke, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man die Wetterfee mutig spielen kann). Sicher kann man sich allerdings dabei auch nicht sein.
BS ist ein sehr interaktives Zocker-Spiel. Meiner Meinung nach bedient es einen ursprünglichen Anspruch an das Spielen: Man optimiert nicht einfach vor sich her (das könnte man
theoretisch auch alleine), sondern man sitzt mit mehreren Freunden an einem Tisch und interagiert an einem Brett miteinander. Man durchlebt gemeinsam und/oder gegeneinander Höhen und Tiefen des
Spiels.
Ich finde, dass dadurch ein wirklich tolles Spielgefühl entsteht. Ich hatte echt schon sehr viel Spaß mit dem Spiel in sehr lebhaften und emotionsgeladenen
Runden: Spontane Beschimpfungen und unverhohlene Schadenfreude, wenn jemand überboten oder die geplante Reihenfolge durchkreuzt wurde. Unvergessen wie ein Mitspieler - nennen wir ihn
"Mutti" ;-) - vom Tisch aufstand und seinem Frust wütend an der Wand ausließ.
Das Spiel passt deshalb ideal in meine Spiele-Runden: Sich gegenseitig etwas ärgern, sticheln, bissige Kommentare und leichte Schadenfreude. Selten ein Spiel, dass so viele Emotionen
hervorgerufen hat!
Die Regel wird mit den verwunschenen Rollen der Spielerzahl angepasst. Dadurch wird bei weniger Spielern eine Konkurrenzsituation geschaffen. Außerdem entsteht damit die strategische Möglichkeit,
diese Rolle gezielt auszuwählen, um sie dann relativ sicher mutig spielen zu können (weil die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass die Rolle von anderen Spielern gewählt wurde). Deshalb
funktioniert es in jeder Besetzung gut.
Das Spielmaterial ist sehr stimmig: Ein schön gestalteter Spielplan, hübsche Rollenkarten, Holzdruiden und Holztränke. Die Anleitung ist sehr übersichtlich und gut
verständlich.
Das Grundprinzip mit dem Wählen der Rollenkarten ist bereits von "Wie verhext" desselben Verlags bekannt. Mit einem entscheidenden Unterschied: Bei "Wie verhext" musste man als Ausspieler die
Rolle immer mutig spielen. Dadurch konnte man als Ausspieler sehr häufig seine Aktion gar nicht ausführen, weil mein überboten worden ist. Das gefällt mir bei Broom Service besser.
Die Profi-Varianten mit den Funktionsplättchen und dem doppelseitigen Spielplan bringen zusätzliche Abwechslung ins Spiel.
Für mich eine sehr positive Überraschung des Jahrgangs: Wer sich auf diese Spielart einlässt, erhält ein sehr schönes, lebhaftes Spiel, das sehr gut funktioniert und Spaß macht!