Grog Island

Grog Island von eggertspiele für 2-4 Spieler ab 10 Jahren; Autor: Michael Rieneck
Grog Island von eggertspiele für 2-4 Spieler ab 10 Jahren; Autor: Michael Rieneck
5 von 6 Pankis
5 von 6 Pankis

Beschreibung:
Womit beschäftigen sich eigentlich Piraten, wenn sie sich auf ihr Altenteil zurückziehen? Als Seeräuber-Rentner investieren die Spieler ihre Ersparnisse auf einer versteckten Pirateninsel in verschiedene Zubehörläden für Freibeuter. Sie steigen damit ins Buisiness für Holzbeine, Voodoopuppen und Galionsfiguren ein. Dabei können sie auf die Hilfe alter Crewmitglieder zurückgreifen.
  

Ablauf:
Zu Rundenbeginn werden die verschiedenfarbigen Würfel gewürfelt. Reihum bilden die Spieler mit den Würfel-Ergebnissen Gebote, indem sie die Würfel auf die Bietzeile verschieben. Jedes Würfelauge entspricht einem Gebot über eine Münze. Nachfolgende Spieler müssen das jeweilige Gebot erhöhen. Ansonsten müssen sie aus der Bietrunde aussteigen. Dafür erhalten sie für jeden im Vorgebot verwendeten Würfel ein farbgleiches Warenplättchen aus dem Vorrat. Außerdem müssen sie eine Aktion eines freien Händlerschiffs ausführen. Gegen Abgabe bestimmter Warenplättchen kann man einen freien Piratenshop übernehmen, offenes Bargeld kassieren, verdeckte Truhenvermögen sammeln, Ereignis- oder Auftragskarten erhalten.  
 
Der Spieler mit dem Höchstgebot zahlt sein Gebot an offenen Münzen und/oder verdeckten Truhenkarten und führt die Aktionen der belegten Bietfelder aus. Er darf jeweils ein freies Gebäude der Halbinsel in der Farbe der Würfel besetzen, die auf den entsprechenden Bietfeldern liegen. Zu Spielbeginn über die Inseln ausgelegte Bonus-/Malusfelder bringen je nach Feld weitere Vor- oder Nachteile (Auftragstausch, Siegpunkt, Bietkarte). Ferner erhält der Spieler durch die Inbesitznahme je eine Münze für jedes freie Gebäude der gerade besetzten Art, sofern nicht das Malusfeld "Schwarze Wolke" über dieser Insel liegt.
Durch weitere Bietfelder erhält der Spieler direkte Siegpunkte und darf ein Gebäude mit einem Schloss für den Rest des Spiels blockieren.
 
Das Spiel endet, wenn ein Spieler sein letztes Crewmitglied auf ein Gebäude gestellt hat. In der Schlusswertung gibt es weitere Punkte für Truhenkarten, Münzen und vor allem für erfüllte Zielkarten (eigene Gebäude einer bestimmten Art, einfache Mehrheit auf der abgebildeten Halbinsel oder für Warenplättchen der aufgedruckten Art).

Fazit:
Zunächst einmal finde ich das Thema des Spiels sehr originell! Als Piratenrentner seinen Lebensabend auf einer idyllischen Seeräuberinsel zu verbringen und in Piratenzubehör zu investieren hat einen gewissen Charme. Dazu passt auch das schöne Material: Viele kleine Holzpiratenfiguren mit echten Holzbeinen ;o) sowie ein schön gestalteter Spielplan. Witzige kleine Piratenmännchen tollen über die verschiedenen Inseln. Man kann sie bei Fechtübungen, beim Feiern an der Taverne oder im Wasser beim Fliehen vor Haien beobachten. Die funktionalen Felder und Gebäude sind trotzdem übersichtlich angeordnet. Die Spielregel ist verständlich geschrieben und eigentlich relativ einfach. Einzig der Bietmechanismus fordert eine etwas genauere Aufmerksamkeit des Lesers.
 
Dieser Bietmechanismus ist aber auch das zentrale und zugleich gewitzte Element des Spiels. Die Besonderheit dabei ist, dass man seine Gebote nicht nur dafür abgibt, dass man die Auktion gewinnt. Je höher nämlich das eigene Gebot ist, desto höher belaufen sich die Ressourcen-Einnahmen beim Aussteigen aus der Runde. Dadurch bietet man immer mit, selbst wenn man den Zuschlag gar nicht erhalten möchte. Einfach nur, weil man dann selber mehr Waren-Plättchen erhält. Bei vielen anderen Biet-Spielen treibt man das Gebot hin und wieder nur deshalb hoch, damit die Mitspieler den Zuschlag nicht zu günstig erhalten. Bei Grog Island ist das nur ein Nebeneffekt. Das Eigeninteresse steht deutlich im Vordergrund.
 
Geht man allerdings zu früh zu hoch ran, profitieren auch die Mitspieler mit erhöhten Einnahmen. Deshalb sollte man immer versuchen, die richtige Höhe zum richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Geht man hingegen zu niedrig ran, kann es sein, dass nachfolgende Spieler genau an mein Limit gehen und mich anschließend zum Passen zwingen. Dieses Kalkulieren und Taktieren bei der Abgabe der Gebote hat mir und meinen Mitspielern richtig Spaß gemacht. Gerade dadurch kommt viel Interaktion ins Spiel. Durch die verdeckten Truhenkarten kann man sogar höher bieten, als es das eigene Vermögen zulässt. Bleibt man dann allerdings auf einem Höchstgebot sitzen, das man nicht bezahlen kann, geht man die Runde komplett leer aus. Das Bluffen kann also teuer enden, macht aber richtig Spaß, wenn es geklappt hat.
 
Außerdem muss man in jeder Runde darauf achten, welche Belohnungen man überhaupt erzielen kann. Da man die Würfel in einer bestimmten Reihenfolge legen muss, kann man nicht immer auf jeder gewünschten Insel bauen (z.B. wenn der Würfel der entsprechenden Farbe niedrig gewürfelt wurde). Dadurch kommt ein gewisser Glücksfaktor ins Spiel. Glücksabhängig können auch die Auftragskarten sein, die am Ende die Siegpunkte bringen. Nicht zusammen passende Zielkarten (z.B. mehrere verschiedene Gebäudearten) können Spieler benachteiligen. Da es sich bei Grog Island aber nicht um ein Hochstrategiespiel handelt, hat das mich persönlich nicht gestört.
 
Da es alle Zielkarten doppelt gibt, entbrennt oftmals ein Wettstreit um bestimmte Positionen. Das hat mir Spaß gemacht. Andererseits kann es auch etwas frustrierend sein, wenn man seine Aufträge nicht erfüllen kann, weil die Positionen von den Mitspielern weggeschnappt oder blockiert worden sind.
 
Nett auch der Mechanismus mit den Bonusschiffen, die nach jeder Runde um eine Position verschoben werden. Dadurch bringen die unterschiedlichen Rohstoffe in jeder Runde einen anderen Vorteil.
 
Grog Island kam bisher in allen Spielrunden bei Viel- und Gelegenheitsspielern gleichermaßen gut an.

 

Grog Island bei eggertspiele

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