Helvetia
Beschreibung:
Die Spieler führen ein idyllisches, abgelegenes Dorf in den Schweizer Bergen zu Beginn des 19. Jahr-hunderts. Als Ortsvorsteher bauen die Spieler neue
Produktionsgebäu-de um ihr Dorfzentrum, beliefern den Markt der Stadt, steuern die Geburtenrate ihrer Einwohner und verheiraten sie gewinnbringend mit Dorfbewohnern anderer Spieler (um dessen
Gebäude nutzen zu können). Kurz: Jeder versucht sein Dorf in Wohlstand zu führen, um die meisten Siegpunkte zu erzielen.
Ablauf:
Zu Beginn einer Runde werden neue Gebäude ausgelegt. Dann setzt der aktive Spieler beliebig viele seiner Aktionsscheiben auf
eine der fünf Persönlichkeiten des Spielplans und führt deren Aktion entsprechend oft aus. Danach folgen reihum alle Spieler und wählen jeweils ihre Aktion. Die Runde endet, wenn nur noch ein
Spieler Aktionsscheiben hat. Dieser kann seine restlichen Scheiben nicht mehr einsetzen. Dafür wird er Startspieler der nächsten Runde.
a) Mit dem Baumeister errichtet man neue Gebäude im eigenen Dorf. Es gibt Produktions-, Tausch- sowie Siegpunktgebäude. Für jedes Gebäude werden bestimmte
Rohstoffe benötigt. Diese lässt der Spieler von eigenen, nicht schlafenden Bewohnern in ent-sprechenden Produktionsgebäuden herstellen. Dabei können auch die Gebäude der Mitspieler genutzt
werden, in die man sich zuvor hineingeheiratet hatte. Nach getaner Arbeit sind die eingesetzten Leute müde und gehen schlafen (die Spielfiguren werden hingelegt).
b) Der Fuhrmann liefert Güter zum Markt der Stadt. Auch hier werden die Güter von eigenen wachen Dörflern in entsprechenden Gebäuden produziert, die nach
der Arbeit schlafen gehen. Für komplexe Güter werden ganze Produktionsketten angeworfen wie z.B.: Der Getreidehof produziert Korn, das im Stall in eine Kuh
umgewandelt werden kann, um sofort in der Metzgerei zu Kotelette verarbeitet zu werden. Generell sind sämtliche Güter virtuell, d.h. es gibt keine Rohstoffe, die man lagert. Man produziert also
immer die Güter, die man gerade verbraucht (sozusagen "just-in-time"). Jedes ausgelieferte Gut ist ein Siegpunkt wert. Ist man der erste Spieler, der ein komplexes Gut in den Markt legt, erhält
man ein Bonusplättchen.
c) Der Nachtwächter weckt alle schlafenden Bürger (eigene aber auch die Ehepartner der Mitspieler) eines Stadtviertels.
d) Die Hebamme hilft dem Nachwuchs auf die Welt. Zu einem Paar im eigenen Dorf wird ein Kind gestellt. Am Rundenende kommen alle Kinder in die
Schule.
e) Der Pfarrer verheiratet eigene Jugendliche aus der Schule oder unproduktive Arbeitslose des eigenen Dorfzentrums mit ledigen Dorfbewohnern anderer
Spieler, um später den Vorteil des entsprechenden Gebäudes nutzen zu können.
Weitere Siegpunkte gibt es über Bonusplättchen, beispielsweise für die 1. Belieferung bestimmter Produktionszweige oder die komplette Dorfumbauung. Das Spiel endet,
wenn ein Spieler 20 Siegpunkte erreicht hat.
Fazit:
Helvetia ist ein spannendes und interaktives Strategiespiel, was den Spielern viele Möglichkeiten bietet: Welche ausliegenden Bauten passen zu meinen Startgebäuden,
welche Produktionskette sollte ich aufbauen? Nutze ich eher Tauschgebäude oder baue ich weitere Produktionsketten auf? Bei welchem Spieler kann ich einheiraten? Die Idee mit dem Einheiraten gefällt mir besonders gut: Es passt sehr gut zum Thema und ist auch spielerisch sehr innovativ, dass man dadurch die Gebäude der Mitspieler nutzen
kann. Witzig ist auch, den Lebensweg seiner Bewohner zu beobachten: Von der Wiege durch die Hebamme zur Schule und anschließend vom Pfarrer günstig verheiratet ins Nachbardorf ;o)
Die Regeln sind übersichtlich und prägen sich recht schnell ein. Den Einstieg erleichtert auch der Umstand, dass zu Beginn nur wenige Gebäude ausliegen, so dass man
nicht gleich die Funktionen aller Gebäude erlernen muss. Deckt man dann nach und nach weitere Gebäude auf, kann man das immer noch nachholen.
Die Kärtchen und der Spielplan sind schön und stimmungsvoll gestaltet und passen gut zum Thema, was das eher schlichte Cover der Spielschachtel eigentlich nicht
vermuten lässt. Bei den Holzfiguren hätte man allerdings den Unterschied zwischen Mann und Frau etwas deutlicher herausstellen können. Darunter leidet die Übersichtlichkeit ein wenig, weil man
nicht immer über den Tisch erkennt, ob in meinem Wunschgebäude beim Mitspieler ein Mann oder eine Frau steht.*
Helvetia ist sehr gutes Worker-Placement-Aufbau-Spiel: Von mir 5,5 Pankis.
*Nachtrag: Kosmos hat auf die Kritik reagiert und Hut-Aufkleber beigelgt. Damit wird die Unterscheidung erleichtert.