Manhattan Project
Beschreibung:
Im Kontrollzentrum startet der Countdown: 10, 9, 8 … Auf der Tribüne drängeln sich die Generäle und die Machtpolitiker deines Landes. Sie starren gebannt auf die Monitore und warten auf das
Ergebnis deines Atomtests. Wird er erfolgreich verlaufen?
Wird er Deine Nation im kalten Krieg als Supermacht an die Spitze der Völker katapultieren?
Als Leiter geheimer Nuklear-Waffenprogramme versuchen die Spieler Atombomben zu bauen und Atomtests durchzuführen. Dazu schicken sie ihre Arbeiter aus, um radioaktives Erz zu gewinnen,
Wissenschaftler und Ingenieure auf Universitäten auszubilden, Forschungsgebäude zu errichten, Bombenpläne zu entwickeln und Spionage bei den Mitspielern zu betreiben. Außerdem errichten sie eine
schlagkräftige Luftwaffe, mit der sie die Versuchsanlagen und Infrastruktur der Mitkonkurrenten bombardieren und die eigenen Anlagen schützen können.
Ablauf:
Reihum sind die Spieler am Zug und können entweder Arbeiter einsetzen und sofort die entsprechenden Aktionen ausführen oder ihre bereits gesetzten Arbeiter in ihren Vorrat zurückholen.
Beim Einsetzen kann man immer genau einen Arbeiter auf ein freies Feld des Spielplans und beliebig viele auf die Gebäude seiner Spielertafel setzen.
• Baufeld des Spielplans: Ein Gebäude aus der Auslage des Spielplans auf die eigene Spielertafel legen. Der Preis wird durch die Position in der allgemeinen Auslage bestimmt. Das vorderste
Gebäude hat die geringsten Baukosten. Je mehr Karten man überspringt, desto höher sind die Kosten. Der Ingenieur baut eines der beiden ersten Anlagen sogar kostenlos. Die Funktionen aller
Gebäudekarten gibt es in einer Grundversion auch auf dem Spielplan:
• in Universitäten erhält man neue Arbeiter: Weitere Hilfsarbeiter, Wissenschaftler oder Ingenieure.
• Minen fördern radioaktives Erz.
• in Atomanlagen wandeln Wissenschaftler radioaktives Erz in Uran oder Plutonium um.
• Fabriken erwirtschaften Geld oder produzieren Flugzeuge (Jäger oder Bomber).
Weitere Funktionen kann man nur über den Spielplan aktivieren:
• Luftangriff: Erlaubt beliebig viele Luftschläge gegen einen oder mehrere Mitspieler. Die Jäger zerstören gegnerische Flugzeuge (im Abgleich 1:1). Sind alle Jäger eines Gegners ausgeschaltet,
können Bomber dessen Gebäude beschädigen. Sie müssten repariert werden, bevor sie wieder aktiviert werden können.
• Reparatur: Für 5$ bis zu 3 Schadenspunkte von eigenen Gebäuden entfernen.
• Spionage: Auf der Spionage-Leiste 1 Feld hochrücken und entsprechend viele Gebäude der Mitspieler nutzen.
• Bombenentwicklung: Reihum nehmen die Spieler eine offene Karte aus der Atombombenplan-Auslage auf die Hand.
Zusätzlich kann man jederzeit während seines Setzens beliebig viele Bombenaktionen durchführen. Das ist die einzige Art Siegpunkte zu erwirtschaften:
• Atombombe bauen: Bombenkarte aus der Hand ausspielen, die erforderlichen Wissenschaftler & Ingenieure einsetzen und das benötigte Uran oder Plutonium abgeben.
• Atomtest durchführen: Eine beliebige, bereits gebaute eigene Plutonium-Bombe zünden und in ein Atomtestplättchen tauschen. Alle weiteren Plutonium-Bomben haben nun einen höheren Siegpunkt-Wert.
• Bomben verladen (5 Siegpunkte): Verladekosten der Bomben-Karte bezahlen und Flugzeug-Bomber um 1 reduzieren.
Das Spiel endet sofort, sobald ein Spieler eine bestimmte Siegpunktzahl erreicht hat.
Fazit:
Bei "Manhattan Project" gibt es letztlich nur eine Möglichkeit, Siegpunkte zu generieren, nämlich den Bau der Bombe.
Auf dem Weg dorthin haben die Spieler zahlreiche strategische Möglichkeiten: Welche Gebäude soll ich errichten und zu welchem Preis? Wie komme ich an meine Wissenschaftler und Ingenieure? Baue
ich eigene Minen oder nutze ich die des Spielplans?
Diese Überlegungen werden vor allem durch die Gebäude in der Auslage beeinflusst. Dadurch kann sich jede Partie sehr unterschiedlich entwickeln: Befinden sich dort beispielsweise frühzeitig sehr
viele Universitäten, kommt man schnell an viele Arbeiter, Wissenschaftler und Ingenieure, was einen raschen Aufbau ermöglicht. Sammeln sich hingegen zu Beginn Reaktoren im Gebäudemarkt, kann man
diese nur selten nutzen, weil man weder genug Uranerz noch genügend Wissenschaftler hat, um sie zu betreiben. Dann werden verstärkt die Felder des Spielplans genutzt. Ein großes Angebot an
Flugzeugfabriken fördert wiederum die Angriffslust. Die wird auch durch die Spielerzahl beeinflusst. Gerade im Spiel zu zweit wird die Aktion "Luftangriff" gerne gewählt. Bei drei oder mehr
Spielern wählt man den Luftangriff bedächtiger, weil man dadurch selber nicht weiterkommt. Davon profitieren eher die am Konflikt unbeteiligten Spieler. Nach dem Motto: Wenn zwei sich streiten,
freut sich der Dritte. Droht ein Spieler allerdings mit Sieg, bleibt der Luftangriff allemal ein beliebtes Mittel.
Aber selbst wenn man den Angriff nicht wählt, sollte man die Luftwaffe seiner Mitspieler im Auge behalten. Veränderungen bei Jägern & Bombern sorgen bisweilen für bissige Kommentare. Dadurch
und durch die Spionage kommt Interaktion ins Spiel.
"Manhattan Project" vereinigt geschickt Elemente eines Worker-Placement-Spiels (Arbeiter auf Aktionsfelder setzen) mit denen eines Aufbauspiels: Mit meiner Kartenauslage und Arbeiterschaft muss
sich jeder Spieler erst einmal die Infrastruktur schaffen. Dadurch erhält man am Anfang keine Siegpunkte. Hat man aber erst einmal Arbeiter, Minen und Kraftwerke gesammelt, geht es dann recht
schnell.
Sehr gut gefällt mir die Dynamik des Setz-Mechanismus: Man darf immer nur einen Arbeiter auf den Plan setzen und beliebig viele eigene Gebäude durch Arbeiter aktivieren. Hat man anschließend noch
Arbeiter übrig, muss man in der nächsten Runde abwägen, ob man diese für einzelne Aktionen des Spielplans nutzt oder ob man lieber alle seine Arbeiter vorher zurückzieht. Dann kann man danach
wieder alle Gebäude der eigenen Spielertafel nutzen. Dabei sollte man allerdings auch das Spionagefeld beachten. Denn gute, aber verwaiste Anlagen laden Spione der Mitspieler geradezu ein.
Der Spielplan, die Karten und die Arbeiterplättchen sind sehr schön gestaltet. Sie erinnern an den Stil der 50er Jahre und bringen eine schöne Atmosphäre rüber. Die Symbolik ist sehr logisch und
übersichtlich aufgebaut, wodurch man die Aktionsmöglichkeiten rasch verinnertlicht hat. Dadurch stört es auch nicht, dass es das Spiel momentan nur in einer englischsprachigen Version gibt (was
lediglich die Titel der Karten und die Felder des Spielplans betrifft). Die deutsche Übersetzung der Regel kann man sich bei Bordgamegeek herunterladen (Link).
Das Thema sollte man mit einem Augenzwinkern betrachten und nicht allzu ernst nehmen (denn wer will schon wirklich eine Atombombe bauen?).
Der Wettlauf um die besten Bomben ist echt spannend und hat bisher allen sehr gut gefallen, mit denen ich es gespielt habe.
Ich finde es rundum gelungen. Für mich eines der besten Worker-Placement-Spiele!