Orléans
Beschreibung:
Die Spieler führen eine mittelalterliche Gesellschaft und setzen die verschiedenen Berufsgruppen wie Bauern, Ritter, Gelehrte und Mönche auf die unterschiedlichen
Aktionsfelder ihrer Spielertafeln. Sie bauen Gebäude, um weitere Aktionsmöglichkeiten zu erhalten und werben weitere Gefolgsleute an. Dadurch stellen sie sich ihre mittelalterliche
Gefolgschaft zusammen. Außerdem begeben sich auf Reisen, um Waren zu sammeln und ihre Handelsrouten mit Kontoren auszubauen.
Ablauf:
Zu Rundenbeginn wird ein Ereignis aufgedeckt, das aber erst nach den Aktionen der Spieler abgehandelt wird.
Dann ziehen alle Spieler gleichzeitig blind Gefolgsleute aus ihrem Beutel. Die Anzahl hängt davon ab, wie weit man jeweils auf der Ritterleiste vorangeschritten ist. Anschließend
platzieren die Spieler ihre gezogenen Personenplättchen auf die passenden Felder der Aktionen (Orte) auf ihrer Spielertafel. Die Aktionen können gleichzeitig oder alternativ in Spielerreihenfolge
geplant werden.
Anschließend werden die geplanten Aktionen reihum ausgeführt. Damit eine Aktion aktiviert werden kann, müssen alle Personenfelder dieses Ortes mit passenden
Gefolgschaftsplättchen belegt sein. Für die Schifffahrt benötigt man beispielsweise je einen Bauern, Ritter und Seefahrer.
Verwendete Gefolgsleute kommen wieder zurück in den eigenen Beutel.
• Bauernhaus: Spieler erhält einen Bauer für seinen Beutel und eine Ware
• Dorf: Man wählt einen Schiffer, Handwerker bzw. Händler und erhält Münzen, Technikplättchen bzw. eine neue Ortskarte.
o Technikplättchen belegen ein Personenfeld auf der eigenen Spielertafel, wodurch diese
Aktion verbilligt wird (man benötigt weniger Personenplättchen zur Aktivierung).
o Ortskarten bringen weitere Aktionsmöglichkeiten, durch die man z.B. Waren, Münzen,
Fortschritt erhalten oder gezogene Personen Plättchen austauschen kann.
• Universität: Einen Gelehrten und Schritte auf der Entwicklungsleiste
• Burg: Man bekommt ein Ritterplättchen und erhöht die Anzahl der zu ziehenden Gefolgsleute
• Kloster bringt einen Mönch. Mönche können jede andere Person ersetzen
• Schiff/Wagen: Der Spieler zieht seine Händlerfigur auf der Landkarte über einen Wasser- bzw. Landweg zur nächsten Stadt und erhält die Ware, die auf diesem Weg liegt.
• Gildenhaus: Man darf ein Kontor in der Stadt bauen, in der der eigene Händler steht
• Über das Rathaus kann man Personen für segensreiche Werke abkommandieren (=entsorgen) und dafür Belohnungen kassieren (insbesondere Bürger-Plättchen).
Danach wird das zu Rundenbeginn aufgedeckte Ereignis abgehandelt wie z.B. Pest (ein Personenplättchen verlieren) oder Steuern.
Das Spiel endet nach 18 Runden. Einfache Siegpunkte bringen Münzen und Waren. Die meisten Siegpunkte erhält man über seinen Entwicklungsstand. Dafür addiert man die Anzahl
gebauter Kontore und die über diversen Leisten verteilten Bürger-Plättchen. Die Summe multipliziert man mit dem Wert des erreichten Entwicklungsstands. Es gewinnt der Spieler mit den meisten
Siegpunkten.
Fazit:
Orléans greift den Mechanismus der zahlreichen Deckbuilding-Spiele wie Dominion,
Thunderstone und Trains usw. auf, bei denen man sich sein eigenes Kartendeck zusammenstellt und darüber seine Aktionsmöglichkeiten steuert. Allerdings mit dem "kleinen" Unterschied, dass man hier
nicht sein Kartendeck, sondern sein Plättchenset für seinen Beutel zusammenstellt. Es ist damit der Begründer einer neuen Spieleart: Der des Bagbuilding-Games.
Bei Orléans hat man sehr viele strategische Möglichkeiten durch die zahlreichen Aktionsfelder der Spielertafeln. Geht man frühzeitig auf Reisen, hat man die größte Auswahl an
Waren und freien Routen. Besorgt man sich Ortskarten, erhält man weitere Aktionsmöglichkeiten. Auch die Technikplättchen des Handwerkers, die die Aktionen verbilligen, sollte man nicht
vernachlässigen. Insbesondere für Aktionen, die man in späteren Runden häufig verwenden möchte. Wichtig sind auch die Ritter, weil sie die Anzahl der zu ziehenden Gefolgs-Plättchen steigern und
dadurch die Anzahl der Aktionen erhöhen, die man ausführen kann.
Neben diesen Überlegungen sollte man ebenfalls die Zusammenstellung seiner Gefolgschaft im Beutel beachten. Diese sollte ausgeglichen sein, damit man später nicht immer die
gleichen Personen zieht. Für die meisten Aktionen benötigt man nämlich mehrere verschiedene Plättchen. Trotz ausgeglichener Beutel-Planung kann es aber immer wieder vorkommen, dass Fortuna einem
einen Strich durch die Rechnung macht und man seine gewünschte Aktion nicht ausführen kann, weil man die falschen Plättchen aus seinem Sack gezogen hat. Dagegen helfen Mönche, die man als Joker
einsetzen kann. Außerdem gibt es Ortsplättchen, durch die man auch andere Personen als Joker verwenden kann.
Trotz der vielen Optionen spielt es sich recht locker. Sehr gut finde ich, dass alle Spieler gleichzeitig ihre Aktionen planen können. Dadurch gibt es kaum
Wartezeiten.
Orléans ist ein sehr schönes Aufbauspiel: Man führt sein Fürstentum und sieht, wie es nach und nach wächst. Das gefällt mir immer sehr gut. Richtig viel Spaß macht mir das
Aktivieren und Optimieren der Aktionen über die gezogenen Plättchen aus dem Beutel. Dabei stört mich auch nicht der Glücksfaktor beim Ziehen. Ich finde, dass das zum Spiel dazu gehört. Immerhin
bleibt dann die Option, sich richtig schön darüber zu ärgern und darüber zu jammern ;-) Vor allem, wenn zum x-ten Mal ausgerechnet alle Joker im Beutel verbleiben.
Orléans enthält eine Fülle hochwertigen Spielmaterials: Einen festen Spielplan, stabile Spielertafeln, sehr viele Pappplättchen, Ortskärtchen, Stoffbeutel und Holzfiguren. Die
Illustrationen auf den Kärtchen und dem Spielplan erinnern stimmungsvoll an mittelalterliche Malerei, was mich sehr anspricht.
Mir hat es zu dritt am besten gefallen. Zu viert kann es auf der Landkarte (schnell) eng werden. Dann muss man aufpassen, dass man nicht am Rand abgedrängt stehen bleibt. Dann benötigt man
nämlich sehr viele Aktionen, um wieder den Anschluss an freie Bauplätze zu bekommen. Unter Umständen kann es sogar passieren, dass man gar nicht mehr reisen und damit auch keine weiteren Kontore
mehr bauen kann. Die sind für die Endwertung aber besonders wichtig.
Neue Auflage: In der ersten Auflage ist die Stärke und Funktion des Badhauses kritisiert worden. Darauf hat der Autor reagiert und es in der zweiten Auflage abgeschwächt.
Insgesamt ein sehr schönes Bagbuilding-Aufbauspiel, das bisher allen Mitspielern sehr gut gefallen hat.
Orléans ist zum Kennerspiel des Jahres 2015 nominiert worden.