Praetor

Praetor für 2-5 Personen
Praetor für 2-5 Personen
5 von 6 Pankis
5 von 6 Pankis
Praetor Stadtauslage
Praetor Stadtauslage

Beschreibung:
Im Auftrag Kaiser Hadrians bauen die Spieler gemeinsam an einer prächtigen Stadt. Sie fördern Baustoffe und errichten damit Minen und Werkstätten, Handelsplätze und Kunststätte sowie Tempel für die Götter. Sie rekrutieren neue Arbeiter und tragen zum Bau des Hadrianwalls bei. Dadurch erlangen sie des Kaisers Sympathie und hoffen darauf, mit dem Titel des Praetors (Bürgermeister) entlohnt zu werden.

Praetor Cover
Praetor Cover

Ablauf:
Nacheinander senden die Spieler einzeln ihre aktiven Arbeiter aus, um ihre Aktionen auszuführen:
• Ein neues, verfügbares Gebäudeplättchen aus der allgemeinen Auslage an die gemeinsame Stadt anbauen. Dazu bezahlt der Spieler die abgebildeten Baustoffe und Münzen und markiert es mit einer eigenen Scheibe. Anschließend erhält er die Siegpunkte des Gebäudes sowie jeweils einen zusätzlichen Punkt für jedes angrenzende Plättchen, bei dem ein Kachelmuster in der Ecke der Plättchen übereinstimmt.
• Ein bereits gebautes Gebäudes aktivieren und den entsprechenden Effekt nutzen:
o Minen: Gold oder Baustoffe erhalten entsprechend dem Erfahrungswert seines Arbeiters, mit dem er das Plättchen aktiviert.
o Tempel/Foren: Siegpunkte oder Münzen für Arbeiter, eigene Stadtplättchen oder gesammelte Ressourcen kassieren.
o Markt: Beliebig viele Ressourcen zu einem bestimmten Wechselkurs mit dem Vorrat tauschen/kaufen und/oder verkaufen.
o Ausbildungslager: Einen Dorfbewohner auf das Ausbildungsfeld stellen.
o Außenposten: Das verfügbare Wallplättchen zu den angegebenen Kosten bauen. Dafür erhält man die aufgedruckten Siegpunkte sowie weitere für alle bereits von diesem Spieler gebauten Wallplättchen.
 
Jedes Stadtplättchen kann nur einmal pro Runde aktiviert werden. Gehört das Gebäude einem Mitspieler, muss man Aktivierungskosten an ihn bezahlen. Eigene oder neutrale Gebäude sind kostenlos nutzbar.
 
Nachdem alle Spieler gepasst haben, beginnt die Erfahrungsphase:
• Alle Lehrlinge rücken eine Ausbildungsstufe weiter. Nach der zweiten Stufe ist die Ausbildung beendet und der Gehilfe steht aktiv zur Verfügung. Nutzt man die Akademie, wird der Arbeiter sofort aktiv.
• Alle eingesetzten Handlanger werden zurückgeholt. Bei Bauarbeitern, die ein neues Stadtplättchen errichtet haben sowie bei Schaffenden, die bestimmte Gebäude genutzt haben, steigt der Erfahrungswert um eine Stufe. Dazu werden die jeweiligen Arbeiterwürfel auf die neuen Erfahrungswerte gedreht. Erreicht ein Arbeitnehmer die letzte Würfel-Stufe (sechs), geht er in seinen wohlverdienten Ruhestand und wird auf die Rentnerleiste der Spielertafel gesetzt. Für jeden neuen Rentner wird man mit Siegpunkten belohnt. Alle anderen gehen wieder in den Bereich der aktiven Arbeiter.
• Anschließend müssen Löhne und Renten bezahlt werden und zwar für jeden aktiven Arbeiter sowie für jeden Ruheständler.
 
Am Rundenende wird die Auslage der verfügbaren Stadtplättchen ergänzt und ein neues Wallplättchen aufgedeckt.
 
Die letzte Runde beginnt, sobald das letzte Stadtplättchen oder das letzte Wallplättchen aufgedeckt wurde.
Der Spieler mit den meisten Punkten wird Praetor und gewinnt.

Praetor Gebäudeplättchen
Praetor Gebäudeplättchen
Offizielle Regel-Anpassungen:
Nach Erscheinen des Spiels gab es einige Regel-Diskussionen in diversen Spiele-Foren. Daraufhin erschuf der Autor offizielle Regelanpassungen:
• Für eine kürzere Partie zu Beginn fünf Wallplättchen entfernen.
• Aktivieren des Markts: Die maximalen Anzahl Käufe und Verkäufe pro Warenart sind durch die Erfahrungsstufe des Gehilfen begrenzt, der das Gebäude aktiviert.
• Das Gebäude Arbeitslager kann nicht von einem Spieler gebaut werden, sondern wird direkt beim Aufdecken in die Stadt gelegt und bleibt neutral. Die Aktivierungskosten werden an die Bank gezahlt.
• Bei Tempeln "Siegpunkte für Rohstoffe" ist die mögliche Siegpunktzahl auf 22 Punkte begrenzt.
 
Fazit:
Praetor ist ein Worker-Placement-Spiel, bei dem man verschiedene strategische Optionen verfolgen kann: Setzt man von Anfang an auf viele neue Arbeiter, hat man mehr Aktionen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass man seine Angestellten auch bezahlen muss. Ab einer bestimmten Stärke seiner Crew steigt die Lohnforderung überproportional. Außerdem kann es vorkommen, dass es nicht immer genügend freie, sinnvolle Einsatzorte gibt. Oder baut man zu Beginn interessante Gebäude, weil man dadurch sofort Sieg-Punkte erhält und im Laufe des Spiels Aktivierungskosten von seinen Mitspielern kassieren kann. Oder aber man setzt auf die Wallplättchen, durch die man kumulierte Siegpunkte erhält.
 
Eine eindeutige Siegstrategie zu Spielbeginn gibt es meiner Meinung nach nicht. Zumal man ständig seine Aktionen, denen seiner Mitspieler anpassen muss. Schließlich baut man an einer gemeinsamen Stadt. Jeder Mitspieler kann auch die Gebäude nutzten, die man selbst für seine Strategie benötigt. Da jedes Stadtplättchen nur einmal pro Runde aktiviert werden kann, könnte es vorher von einem Mitstreiter besetzt und damit für sich selber blockiert werden. Also heißt es, stets die Möglichkeiten der Mitspieler im Auge zu behalten. Verfolgen mehrere Spieler ähnliche Strategien, bleibt ein Wettrennen auf bestimmte Gebäude nicht aus.
 
In späteren Runden kommen die Tempel hinzu, durch die man Siegpunkte für gesammelte Rohstoffe oder andere Bedingungen erzielt. Insbesondere die Tempel "Siegpunkte für Rohstoffe" sind sehr ertragreich. Nach der Originalregel sind diese Gebäude eindeutig zu stark. Sie führen nämlich dazu, dass man die Ressourcen nur noch hortet und dann wertet. Die bereits erwähnten Regelanpassungen des Autors limitieren die Siegpunkte. In unserer Spielegruppe hat sich eine eigene Hausregel durchgesetzt: Wertet man seine Baustoffe, so muss man 1/3 davon abgeben.
 
Sehr schön und innovativ finde ich den Mechanismus mit den Erfahrungswerten der Arbeiter. Der passt thematisch sehr gut und kann auch spielerisch überzeugen. Im Laufe des Spiels hat man dadurch unterschiedlich starke Figuren zur Verfügung, für die man gedanklich einen Einsatzplan erstellen kann. Dabei sollte man den Ertragswert für Rohstoffe und vor allem den Zeitpunkt des Ruhestands beachten. Den Renteneintritt kann man nämlich hinauszögern, wenn man ältere Arbeitnehmer bestimmte Gebäude aktivieren lässt, die den Erfahrungswert nicht steigern.
 
Wichtig ist auch stets genügend Finanzmittel zu haben, um seine Arbeiter zu bezahlen. Deshalb sollte man eine Strategie entwickeln, um Geld zu erwirtschaften. Man kann Rohstoffe am Markt versilbern oder Finanzgebäude aktivieren. Weitere Münzen nimmt man ein, wenn man interessante Gebäude errichtet hat, die die Mitspieler eifrig nutzen. Bei einigen Gebäuden kommen mir die Aktivierungseinnahmen allerdings etwas zu gering vor. So erhält der Besitzer des Marmorbruchs lediglich ein Gold für dessen Aktivierung durch einen Mitspieler. Dieser kann dadurch aber immerhin bis zu sechs Marmor erhalten, die 24 Gold wert sind.
 
Spielt man nach den Original-Regeln, kann sich eine Partie ziemlich in die Länge ziehen: Es kann nämlich vorkommen, dass die Stadtauslage durch uninteressante Gebäude verstopft wird. Dann endet das Spiel erst, nachdem alle Wallplättchen aufgedeckt worden sind (nach 14 Runden). Das war mit persönlich zu lang. Insbesondere weil man in den letzten Runden nur noch damit beschäftigt war Siegpunkte zu scheffeln. Meiner Meinung nach sollte ein Aufbauspiel enden, wenn es nichts mehr zum Aufbauen gibt. Deshalb sollte man zu Spielbeginn 5-6 Wallplättchen aus dem Spiel entfernen (siehe offizielle Regelanpassung).
 
Abgeändert haben wir auch die Regel zur Ermittlung der Spieler-Reihenfolge. Nach der Original-Regel wird sie durch die Punktezahl festgelegt. Das kann dazu führen, dass sich ein Spieler zurückfallen lässt (indem er zu Beginn keine Gebäude baut) und immer das Ausbildungslager besetzt. Dann ist er der einzige Spieler, der über neue Arbeiter verfügt. Außerdem kann ein am Ende zurückliegender Spieler permanent eines der punkteträchtigsten Gebäude blockieren und damit als Königsmacher agieren. Wir haben die Aktionen einfach reihum ausgeführt und auch den Startspieler im Uhrzeigersinn weitergegeben. Damit hat jeder Spieler zumindest die Möglichkeit, bestimmte Gebäude zu nutzen oder zu blockieren.
 
Die Grafik der Stadtplättchen und Spielertafeln sowie das Holzmaterial (Würfel, Marker & Rohstoffe) gefallen mir gut und schaffen eine stimmige Atmosphäre.  
 
Trotz einiger kleiner Haken in der Original-Regel ist Praetor mit den beschriebenen Anpassungen ein sehr schönes Aufbauspiel, das mir sehr gut gefällt. Mir hat es immer sehr viel Spaß gemacht, mir eine Strategie zurechtzulegen, meine Arbeiter nach ihrer Erfahrung zu planen. Und meine Mitspieler zu beobachten - ob und wie sie mir in die Quere kommen könnten. Gerade dadurch kommt auch genügend Interaktion ins Spiel. Das Glück spielt hingegen fast gar keine Rolle.