Rokoko
Beschreibung:
Am französischen Hofe feiert der Adel rauschende Ballnächte. Die edlen Besucher stellen ihre prächtigen Kleider und prunkvollen Roben zur Schau - frei nach dem Motto "Kleider machen Leute". Wir
übernehmen die Rolle des königlichen Hofschneiders und fertigen des Adels neue Kleider für Ruhm und Anerkennung. Unsere Meister und Gesellen schwingen Nadel & Faden, während die Lehrlinge
Stoffe, Garn und Spitze besorgen.
Ablauf:
Zu Rundenbeginn wählen die Spieler gleichzeitig und geheim ihre Arbeiterkarten aus ihrem ungenutzten Kartenvorrat. Nicht gewählte Karten kommen in einer der nächsten Runden ins Spiel. Die Karten
unterscheiden sich in ihrem Rang (Meister, Geselle & Lehrling) und in ihrem Bonus. Für bestimmte Aktionen benötigt man einen Mindestrang. So kann man beispielsweise den Lehrling nicht um die
Gunst der Königin bitten oder die Kleidung fertigen lassen.
Anschließend spielen die Spieler reihum einzeln ihre Handkarten und führen eine Aktion aus:
• Um die Gunst der Königin werben: Der Spieler erhält 5 Geld und wird Startspieler der nächsten Runde.
• Rohstoffe erwerben: Je größer die Auswahl, desto teuer die Stoffballen, Garn und Spitze.
• Ein Kleidungsstück schneidern, das offen in der Schneiderei ausliegt. Das Schaufenster gibt an welchen Preis man bezahlen muss. Das Schnittmuster die Materialien, die man dafür benötigt. Das
fertige Kleid kann man entweder verkaufen und Geld kassieren oder für den großen Ball verleihen. Dann dreht man das Schnittmuster auf die Vorderseite und legt es auf ein freies Gastfeld des
Schlosses. Einige Gastfelder bringen dem Schneider eine sofortige Belohnung.
• Einen Arbeiter aus der allgemeinen Auslage einstellen. Für diese Aktion kann man nur den Meister einsetzen. Je mehr Arbeiter-Karten noch zur Verfügung stehen, desto teurer ist die einzelne
Karte. Den neu eingestellten Arbeiter nimmt man auf die Hand und kann ihn in dieser Runde noch nutzen. Dadurch kann man eine Aktion mehr ausführen als die Spieler, die diese Aktion nicht
ausgeführt haben.
• Arbeiter entlassen: Die Karte kommt aus dem Spiel und man erhält den aufgedruckten Geldbetrag.
• Fest-Ausstattung finanzieren: Auf neudeutsch: Als königlicher Hoflieferant sponsert man das Adels-Event (Feuerwerk, Musiker, Statue oder Brunnen) und erhält dafür bei der Schlusswertung
Ansehenspunkte.
Ist ein Spieler in allen 5 Sälen vertreten, erhält er sofort einen Bonus.
Haben alle Spieler alle ihre Handkarten gespielt, erhält man Grundeinkommen, das man durch bestimmte Fest-Ausstattungsfelder erhöhen kann.
Die Schlusswertung folgt nach der 7. Runde: Es gibt Punkte für Arbeiter mit Ende-Bonus (z.B. für Gesamtkartenanzahl, eigene Kleider auf Meisterfeldern oder eigene Paare), Kleider-Mehrheiten in
den einzelnen Sälen, Ausstattungsmehrheit im Feuerwerk und verschiedenfarbige Kleider. Danach können die Fest-Besucher des Thronsaals auf die Terrassenfelder gezogen werden, von der sie das
Feuerwerk bestaunen können und uns weitere Siegpunkte liefern. Außerdem bringen alle Kleider und alle Festausstattungen Punkte.
Fazit:
Rokoko ist ein anspruchsvolles Spiel, das zahlreiche strategische Optionen bietet: Erhöhe ich erst einmal mein regelmäßiges Einkommen über die Brunnenfelder, sichere ich mir die Vorteile weiterer
Angestellte, erfülle ich viele Kleider aus den Schaufenstern oder optimiere ich mein Handkartendeck indem ich einfache Karten entsorge? Spiele ich auf Mehrheiten bestimmter Säle oder sichere ich
mir in den Bonus "Vertreten in allen Sälen"? Lege ich meine ausstraffierten Adligen in den Thronsaal, um sie am Ende auf die Terrasse ziehen zu können oder lege ich sie auf Felder unterer Etage,
die mir sofort einen kleinen Vorteil bringen.
Rokoko fühlt sich beim Spielen etwas nach Deckbuilding à la "Dominion" an. Dabei eliminiert es aber den Glücksfaktor anderer
Deckbuilding-Spiele, da man sich die Karten einer Runde immer heraussuchen kann. Dadurch kann ich insbesondere die Boni der Karten sehr gezielt einsetzen. Die Mehrheiten in den Sälen erinnern
mich ein wenig an die Büroetagen des Spiels "Machtspiele". Ebenso die Möglichkeit, die Personen auf die Terrasse (bei Machtspiele: Chef-Etage) zu ziehen. Letztendlich dreht sich
aber alles um das Erfüllen der Schnittmuster, was dem ersten Anschein nach den Auftragsplättchen bei "Fresko" ähnelt. Allerdings muss ich bei Rokoko viel weniger Farbkombinationen
sammeln als bei Fresko - was mir persönlich entgegen kommt, weil ich "Farbkombinationssammelspiele" nicht so sehr mag: Man sammelt ewig auf bestimmte Kombinationen, dann schnappt der Mitspieler
den anvisierten Auftrag weg und man bleibt auf seinen Farben sitzen. Das kann bei Rokoko nicht passieren, weil man höchstens zwei Farben Stoffballen für ein Kleid benötigt.
Sehr gut gefällt mir auch die Preispolitik beim Einkaufen: Hat man eine größere Auswahl, zahlt man beim Lagerhaus für die Utensilien oder bei den Angestellten höhere Preise. Dadurch wird der
Startspieler-Vorteil ausgeglichen, der gerade bei der Auswahl der Angestellten nicht zu unterschätzen ist.
Die Umsetzung des Spielmaterials finde ich äußerst gelungen. Besonders hübsch sind die Kleider-Plättchen: Im Schaufenster liegen sie noch als Schnittmuster mit Stoffballen, Spitze und Garn, damit
sie dann umgedreht einen Adligen zieren. Das vermittelt das Gefühl historischer Spielzeug-Ankleidepuppen aus Pappe, denen man Kleider-Plättchen anlegen kann :o)
Ich finde, dass die Mechanismen sehr stimmig ineinander greifen. Mir gefällt es echt gut und ich freu mich schon richtig auf meine nächste Partie!