Troyes
Die Spieler stellen die reichen Familien der mittelalterlichen Stadt Troyes in der Champagne dar. Sie beteiligen sich am Aufbau der Kathedrale sowie am
wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt und müssen sie vor Gefahren schützen. Sie lassen die verschiedenen Stände (Adel, Klerus, Handwerker & Bauern) für sich arbeiten und versuchen dadurch, den
meisten Ruhm (Siegpunktchips) zu ernten. Neben den Siegpunkten werden auch Einflusspunkte vergeben, die man während seines Zuges in Sonderkationen umwandeln kann (schlechte Würfelergebnisse
verbessern oder neue Gefolgsleute erhalten).
Die Arbeitskraft der Bewohner werden im Spiel durch die Würfel dargestellt, die für die Aktionen eingesetzt werden.
Der Spielplan zeigt die unterschiedlichen Bereiche der Stadt. Im Stadtkern versammeln sich die Mitglieder der Stände, die sich die Spieler mit ihren Gefolgsleuten
in den Hauptgebäuden Palast, Bischofssitz und Rathaus rekrutieren. Neben den Hauptgebäuden werden die Aktionskarten der jeweiligen Stände ausgelegt, deren Funktionen die Spieler nutzen
können.
Am unteren Rand - außerhalb der Stadt - erscheinen Ereignisse & Gefahren, die die Stadt bedrohen.
In der Vorrunde setzen die Spieler reihum ihre Gefolgsleute in die Hauptgebäude der Stadt. Dadurch erhalten sie die ersten Bewohner (Würfel).
Ablauf:
Das Spiel geht über fünf Runden. Als Erstes erhalten die Spieler ein festes Einkommen und müssen die Löhne für ihre Gefolgsleute bezahlen, die in den Hauptgebäuden
eingesetzt sind.
Anschließend erhält jeder Spieler für jeden Gefolgsmann in einem Gebäude einen entsprechenden Würfel, die die Spieler gleichzeitig würfeln und in ihren Bezirk des
Stadtkerns legen.
Als nächstes werden einige Ereignis-karten aufgedeckt und nacheinander sofort ausgeführt. Spieler, die die Anforderungen nicht erfüllen können, verlieren
Siegpunkte. Neben Ereignissen sind schwarze Würfel auf den Karten abgebildet. Sie symbolisieren Angreifer, die von den Spielern reihum mit Würfeln ihres eigenen Stadtteils bekämpft werden müssen.
Für jeden abgewehrten Feind erhält der Spieler einen Einflusspunkt. Kann ein Spieler hingegen nicht zur Abwehr beitragen, so verliert er Siegpunkte.
In der Aktionsphase führen die Spieler reihum eine Aktion aus. Dazu verwenden sie Würfel einer Farbe aus beliebigen Stadtteilen. Würfel des eigenen Stadtteils sind
gratis, die von Mitspielern bzw. neutralen Spielern kosten Geld, das der entsprechende Spieler erhält.
Mit den Würfeln kann man farbgleiche Aktionskarten aktivieren, um besondere Funktionen nutzen zu können wie Geld für eingesetzte Würfel, Siegpunkte für
bestimmte Konstellationen oder Modifikation verschiedener Würfel.
Weiße Würfel kann man einsetzen, um an der Kathedrale weiterzubauen und pro Würfel ein Klötzchen auf die Baustelle zu stellen. Dafür erhält man Sieg- und Einflusspunkte. Um Ereignisse zu bekämpfen, muss man Würfel einsetzen, die auf der entsprechenden Ereigniskarte angegeben sind. Dann
setzt man dort einige eigene Klötzchen ein, wofür man sofort Einflusspunkte erhält. Sobald alle dortigen Felder belegt sind, ist das Ereignis besiegt. Der Spieler mit den meisten Klötzchen erhält
die meisten Siegpunkte.
Außerdem kann man Würfel verwenden, um eigene Gefolgsleute in Hauptgebäude der entsprechenden Farbe zu stellen. Betreibt man Landwirtschaft, kann
man gelbe Würfel versilbern.
Der erste Spieler, der passt, erhält Denare aus der Bank. In jeder Runde, in der die anderen Spieler weitere Aktionen ausführen, erhält er einen weiteren
Denar aus der Bank.
Nach der 5. Runde endet das Spiel. Die Spieler erhalten weitere Siegpunkte für ihre Klötzchen auf nicht beseitigten Ereignisse und verlieren Siegpunkte für jede
Baureihe der Kathedrale, in der sich keines ihrer Klötzchen befindet. Für Gefolgsleute auf den Aktionskarten erhalten sie ebenfalls Siegpunkte.
Weitere gibt es über die Persönlichkeitskarten, von denen jeder Spieler zu Beginn des Spiels eine verdeckt erhalten hat. So kann es weitere Punkte geben für
Gefolgsleute in Gebäuden oder auf Aktionskarten, für besiegte Ereignisse, für die Beteilligung am Kathedralenbau, für Einflusspunkte oder Barvermögen.
Fazit:
Bei Troyes handelt es sich um ein eher anspruchsvolles Spiel. Hat man die Regeln aber erst einmal verinnerlicht, erhält man dafür ein sehr innovatives und
spannendes Spiel. Es gibt immer sehr vielfältige Möglichkeiten, Siegpunkte zu machen: Bekämpfe ich Ereignisse, setze ich mich in Hauptgebäude um Würfel zu erhalten, nutze ich die Aktionskarten
oder baue ich an der Kathedrale weiter?
Auf dem ersten Blick scheint ein Glücksfaktor durch die Würfel ins Spiel zu kommen. Andererseits fällt er nicht so stark ins Gewicht, weil man die (guten) Würfel
des Gegners für eigene Aktionen kaufen kann. Außerdem kann man schlechte Würfelergebnisse durch den Einsatz von Einflusspunkten ausgleichen (erneut würfeln oder auf Kehrseite drehen).
Sehr gut gefällt mir der Mechanismus mit den Bedrohungen, die die Spieler schädigen und die man gemeinsam bekämpfen muss. Häufig ist man versucht sie zu
vernachlässigen. Dann sammeln sie sich an und die Nachteile summieren sich. Dann kommt so richtig das Gefühl auf, bedroht zu werden. Manche Auswirkungen schädigen einen Spieler stärker als seine
Mitspieler (z.B. wenn das oberste Kathedralenklötzchen entfernt wird). Dann muss er sich im eigenen Interesse für die gute Sache opfern.
Interessant sind auch die Siegpunktbedingungen der Persönlichkeitskarten. Jeder Spieler kennt nur seine, obwohl alle verteilten Siegpunktbedingungen für alle
Spieler gelten. Im Laufe der Spiels kann man häufig aus der Spielweise der Mitspieler erahnen, welche im Spiel sein werden. Spart ein Spieler z.B. sein Geld oder seine Einflusspunkte, wird es
dafür bestimmt am Ende Siegpunkte geben.
Die Illustration der Karten und des Spielplans erinnert an die Malerei der Romanik und lässt eine leicht düstere, mittelalterliche Stimmung aufkommen.
Mir macht Troyes immer wieder Spaß. Deshalb sehr gute 5-6 Punkte.